„Privatheitsfördernde digitale Infrastrukturen“ –
für eine grundrechtskonforme und datenschutzfreundliche Internetsuche
Wie kann die Suche im Internet so gestaltet werden, dass die Grundrechte gewahrt und die Privatsphäre geschützt wird? Dieser Frage gehen in den kommenden drei Jahren Teams der Universität Kassel und der Open Search Foundation in Starnberg im Forschungsprojekt PriDI nach.
Dazu begleiten sie die Entwicklung einer offenen europäischen Suchinfrastruktur an der Schnittstelle von Rechtswissenschaft, Gesellschaft und Wirtschaftsinformatik. Ziel ist es, Grundwerte wie Privatsphäre und Datenschutz im Sinne von „values by design“ in einem offenen europäischen Webindex zu verankern, der derzeit entwickelt wird
„Die bestehende Infrastruktur der Internetsuche ist an kommerziellen Interessen ausgerichtet, nicht an einer bestmöglichen Verwirklichung von Grundrechten. Damit die Digitalisierung ihre positiven Effekte entfalten kann, ist jedoch genau eine solche Ausrichtung an den Grundrechten erforderlich.“
Priv.-Doz. Dr. Christian Geminn, Mag. iur.
Universität Kassel, Geschäftsführer Projektgruppe provet
Das Projekt
Suchmaschinen als Gefahr für die Privatsphäre
Die Geschäftsmodelle von Suchmaschinen basieren auf der gezielten Vermarktung von Nutzerdaten der Suchenden, zum Beispiel für personalisierte Online-Werbung. Nutzerdaten sind die „digitale Währung” des 21. Jahrhunderts und damit eine wichtige Einnahmequelle für Online-Plattformen.
Das Sammeln von Nutzerdaten macht Menschen für Werbetreibende sehr berechenbar. Dadurch werden sie anfällig für Manipulationen, zum Beispiel durch Online-Werbung, die gezielt auf das individuelle Surfverhalten, die Interessen und Lebensumstände der Internetnutzenden zugeschnitten ist.
Monopolisierung auf dem Suchmaschinenmarkt
Der Suchmaschinenmarkt wird derzeit weltweit von nur vier Anbietern dominiert, allen voran Google mit einem Marktanteil von 80 bis 90 Prozent. Diese Anbieter (neben Google sind dies Bing, Yandex und Baidu) verfügen über eigene so genannte Webindizes. Ein Webindex ist eine Art Inhaltsverzeichnis des World Wide Web und als solches das Herzstück jeder Suchmaschine. Neue Suchmaschinen haben es sehr schwer, sich gegen die etablierten Anbieter durchzusetzen.
Marktöffnung und digitale Souveränität durch einen unabhängigen offenen Webindex
Ein offener Webindex als Alternative zu den geschlossenen, instransparenten Systemen der großen Plattformen wird einer Vielzahl von (neuen) Suchmaschinen eine Basis für ihre Dienste bieten. Auch Wissenschaftler und Unternehmerinnen werden ihn für Forschung und Innovationen nutzen können, etwa im Bereich der künstlichen Intelligenz. Diese Öffnung des Suchmaschinenmarktes schafft Vielfalt und Wahlfreiheit bei der Internetsuche und stärkt damit die informationelle Selbstbestimmung der Bürgerinnen und Bürger.
Insgesamt fördert ein solcher offener Webindex die Informationsfreiheit und wäre ein wichtiger Schritt in Richtung digitaler Souveränität.
Juristische und wirtschaftsinformatische Expertise für eine offene Suchinfrastruktur
Damit diese neu entstehende offene Suchinfrastruktur ihre volle Wirkung entfalten kann, muss sie grundrechtskonform ausgestaltet werden.
Forschende der Open Search Foundation und der Universität Kassel werden die laufenden Aktivitäten der europäischen „Open Search Initiative“ zur Entwicklung einer offenen Suchinfrastruktur mit juristischem und wirtschaftsinformatischem Fachwissen unterstützen und eine Technik- und Datenschutzfolgenabschätzung für den Bereich der offenen Internetsuche durchführen. Ziel des Projekts ist es, die Gestaltung des entstehenden offenen Webindex und der darauf basierenden Suchmaschinen durch die Beantwortung rechtlicher Fragen zu unterstützen. Auch Anforderungs- und Gestaltungsmuster stehen auf dem Projektplan, etwa Handreichungen für Unternehmen, wie sie den offenen Webindex grundrechtskonform nutzen können.
Fragen sind beispielsweise im Kontext des „Rechts auf De-Indexierung“ zu beantworten. Auch die Auswirkungen und die Anwendung europäischer Rechtsakte wie Digital Services Act, Digital Markets Act, AI Act auf eine offene Suchinfrastruktur sind zu untersuchen. Darüber hinaus spielen Fragen der Data Governance eine wichtige Rolle. Ziel ist es, die Ausgestaltung einer offenen Suchinfrastruktur an den Grundrechten und Grundprinzipien auszurichten, die auch die Europäische Kommission zum Maßstab der „Digitalen Dekade“ erklärt hat.
Das Vorhaben soll (grund-)rechtliche Anforderungen an einen offenen Webindex sowie die darauf aufbauenden Dienstleistungen identifizieren und den Gestalter:innen und Entwickler:innen des offenen Webindex in verständlicher Weise zur Verfügung stellen.
Projektsteckbrief
Projektpartner:
Universität Kassel, Open Search Foundation e.V.
Projektdauer:
03/2024 – 02/2027
Projektförderung:
Bundesministerium für Bildung und Forschung
Gefördert durch
Forschung an der Schnittstelle zwischen Recht, Gesellschaft und Wirtschaftsinformatik
Internetsuche
Values-by-design
Grundrechte
Privatheit
Datenschutz
Partner
Das Projekt PriDI ist Teil der vom BMBF geförderten Plattform Privatheit. Darin untersuchen Expertinnen und Experten interdisziplinär Fragestellungen zu Privatheit und Datenschutz in der digitalen Welt. Ziel sind ganzheitliche Lösungen für einen innovativen Datenschutz. Das BMBF fördert das gesamte Verbundprojekt für drei Jahre mit 1,29 Mio. Euro.
Kernteam
Priv.-Doz. Dr. Christian Geminn, Mag. iur.
Projektleiter
Paul C. Johannes
Wissenschaftlicher
Mitarbeiter
Prof. Dr. Matthias Söllner
Verbundpartner
Wirtschaftsinformatik
Leopold Beer
Wissenschaftlicher
Mitarbeiter
Huda Koulani
Wissenschaftliche
Mitarbeiterin
Aktuelles und Termine
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Das Projekt PriDI erforscht an der Schnittstelle zwischen Recht und Wirtschaftsinformatik, wie ein offener Webindex grundrechtskonform und privatheitschonend gestaltet werden kann, etwa wie Werte wie Privatsphäre und Datenschutz im Sinne von „value-by-design“ im Web-Index verankert werden können. Am Projekt beteiligt sind die Universität Kassel mit dem Wissenschaftlichen Zentrum für Informations- Technikgestaltung, die Open Search Foundation sowie die vom BMBF geförderte Plattform Privatheit.
Gefördert durch